Dienstag, 5. September 2017
Gleichmut
Thema im Yoga im August 2017
„Leiste deine Arbeit in dieser Welt und richte dein Herz dabei auf das Göttliche statt auf Ergebnisse.
Mache dir keine Sorgen um Resultate.
Sei innerlich ausgeglichen bei Erfolg wie bei Mißerfolg.
Diese innere Ausgeglichenheit ist das, was mit Yoga gemeint ist.
In der Tat: Yoga ist Gleichmut.“
(Aus der Bhagavadgita, Kapitel 2, Vers 48)
Wie kann ich das schaffen: ausgeglichen bleiben bei Erfolg? Obwohl, das geht ja vielleicht noch. Aber bei Mißerfolg? Wie soll das gehen?
Ganz einfach: durch üben.
Und wie übe ich das?
Indem ich das Unangenehme, das so hin und wieder in meinem Alltag auftaucht, als Übungseinheit betrachte - und dankbar annehme.
Ja, ich sage: Danke dafür! Es fällt mir zwar gerade schwer, aber ich weiß, daß es gerade das Beste ist, was mir passieren kann. Ob das, was mir passiert, zu meinem Nutzen oder zu meinem Schaden ist, das liegt ganz allein an meinem Denken. Nehme ich es als Übungseinheit an, dann kann ich die Energie nutzen, die in dieser Sache steckt. Und auch das lernen, was ich daraus lernen kann. Ansonsten geschieht es, daß ich mir Energie abziehen lasse, bzw. meinen Energiefluß blockiere.
Es ist allein meine Entscheidung.
Wer stärkere Muskeln möchte, weiß, daß er trainieren muß. Manchmal ist das Training auch anstrengend; er braucht Ausdauer und Geduld, muß immer dran bleiben.
Wer im Yoga mehr Beweglichkeit erreichen möchte, muß regelmäßig üben. Er weiß: Ohne stetiges Üben geht es nicht.
Warum sollte es bei den „inneren Dingen“ anders sein?
Wenn ich mir mehr Ausgeglichenheit wünsche, dann heißt das konkret: Ich wünsche mir herausfordernde Situationen, in denen ich das üben kann. Ausgeglichen sein im Urlaub, wo ich am Strand gemütlich meinen Drink schlürfe, hat mit Ausgeglichen sein nichts zu tun.
Ausgeglichen bin ich, wenn ich in chaotischen, aufwühlenden Situationen gelassen und gleichmütig bleiben kann.
Und das braucht stetige Übung!
Und wo bekomme ich die? Nur im Alltag.
Deshalb ist es ein großes Glück, ja ein Geschenk für mich, daß ich meinen Alltag habe, denn dort passieren die Dinge, die mich weiterbringen. Der Urlaub ist sozusagen das Sahnehäubchen obendrauf.
Im Alltag, da ringe ich mich durch, da zweifle ich, da gehe ich meinem Ärger auf den Grund, da freue ich mich, da schaffe ich - und gelange zu immer neuen Einsichten.
Und diese Einsichten und inneren Erkenntnisse, diese Aha-Erlebnisse, die bringen mich dem Gleichmut immer näher.
Also:
Ein Hoch auf den Alltag.
Ein Hoch auf die Widernisse des Lebens.
Eine Frage noch zum Schluß, die ich mir selbst manchmal stelle:
Warum feiere ich eigentlich nicht meine Mißerfolge?
Am besten fange ich gleich damit an.
Herzliche Grüße,
Birgit Siefert